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Wie wird Europa gesünder?

Eine Studie zu Sterblichkeit und Todesursachen offenbart großes Potenzial für Prävention um das Gesundheitsgefälle in der EU auszugleichen

Einige europäische Staaten, insbesondere neue EU-Mitgliedsstaaten, weisen eine signifikant höhere Sterblichkeit auf als andere. Werden Todesfälle vor dem 65. Lebensjahr berücksichtigt, klafft die Schere zwischen „alten“ und „neuen“ Mitgliedsstaaten sogar noch weiter auseinander. Eine Studie von Luc Bonneux, Corina Huisman und Joop de Beer vom Netherlands Interdisciplinary Demographic Institute (NIDI) untersucht die Auslöser dieses Gesundheitsgefälles und zeigt das Potenzial für Prävention und eine verbesserte Gesundheit in der Europäischen Union.
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Wie wird Europa gesünder?
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Einige europäische Staaten, insbesondere neue EU-Mitgliedsstaaten, weisen eine signifikant höhere Sterblichkeit auf als andere. Werden Todesfälle vor dem 65. Lebensjahr berücksichtigt, klafft die Schere zwischen „alten“ und „neuen“ Mitgliedsstaaten sogar noch weiter auseinander. Eine Studie von Luc Bonneux, Corina Huisman und Joop de Beer vom Netherlands Interdisciplinary Demographic Institute (NIDI) untersucht die Auslöser dieses Gesundheitsgefälles und zeigt das Potenzial für Prävention und eine verbesserte Gesundheit in der Europäischen Union.


Für die meisten europäischen Staaten zeigen die Bevölkerungsstatistiken von 2002 bis 2004, dass Frauen im Großen und Ganzen länger leben als Männer. Bezogen auf die 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU-27) sowie Island, Norwegen und die Schweiz als Mitglieder der Europäischen Freihandelsassoziation stellen die Autoren der Studie fest, dass neugeborene weibliche Säuglinge eine Lebenserwartung von 81,3 Jahren haben, ihre männlichen Pendants 75,1 Jahre. Gleichermaßen auffällig sind die staatenspezifischen Unterschiede: In den neuen, ehemals sozialistischen Volkswirtschaften, die der Europäischen Union nach 2004 beigetreten sind, leben die Menschen im Durchschnitt etwa 5 Jahre kürzer als Menschen in den fünfzehn alten Mitgliedstaaten (EU-15). Die höchste Lebenserwartung haben die Menschen in der Schweiz, in Island und in Italien, die kürzeste  findet sich in Bulgarien, Rumänien oder Lettland. Allerdings bestehengroßen Unterschiede , betrachtet man dieLebenserwartung von Frauen und Männern getrennt voneinander [siehe Abbildung 1].


 



Abbildung 1: Lebenserwartung bei Geburt für 27 EU- und 3 EFTA-Mitgliedsstaaten nach Männern und Frauen getrennt, in der Reihenfolge der Gesamtlebenserwartung


 


Der Blick auf frühe Todesfälle


Auf der Grundlage dieser Ergebnisse geht das Forschungsteam einen Schritt weiter und nutzt die Unterschiede in der Lebenserwartung als Indikatoren für die Gesamtgesundheit der Bevölkerungen in den einzelnen Staaten. Die Studie konzentrierte sich hier auf die vor dem 65. Lebensjahr eintretenden Todesfälle, bei denen in den meisten Fällen ein einzelner Faktor oder eine Vor-Erkrankung als Todesursache verantwortlich lässt. Im höheren Alter liegen oft mehrere Erkrankungen gleichzeitig vor und die Todesursache lässt sich nicht eindeutig abgrenzen. Die Studie belegt, dass in den Ländern der EU-27 etwa zwei Drittel aller frühen Todesfälle aufgrund von drei Hauptursachen auftreten: Krebs, Kreislauferkrankungen und externen Ursachen wie Verletzungen oder Vergiftungen. 30 % der Unterschiede zwischen der Lebenserwartung von Frauen in den neuen verglichen mit jenen in den alten EU-Mitgliedstaaten lassen sich auf diese frühen Tode zurückführen, bei den Männern sind es sogar 60 %.


 


Ursachen des Gesundheitsgefälles in Europa


Bei der weiteren Untersuchung der staatenspezifischen Unterschiede stellen die Forscher fest, dass Frauen und Männer gleichermaßen von Schlaganfällen, ischämischen und anderen Erkrankungen des Herzens und des Verdauungssystems betroffen sind, diese aber das Leben in den neuen Mitgliedstaaten stärker verkürzen als in den alten EU-Staaten. Zudem sind für die größere Anzahl von Sterbefällen bei Männern häufig externe Ursachen verantwortlich, wie Verkehrsunfälle. Auch für die Todesursache Krebs haben die Forscher eine große Ungleichheit zwischen alten und neuen Mitgliedstaaten nachgewiesen.


 


Das Potenzial der Prävention


Die gute Nachricht ist:Viele Todesursachen, die das Leben in den neuen Mitgliedstaaten so dramatisch verkürzen, könnten vermieden oder zeitlich verzögert werden. Zu den wichtigsten vermeidbaren Faktoren gehören Rauchen, Alkohol, eine ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung, aber auch unsichere Straßen oder unzureichende Vorsorgeuntersuchungen (z. B. für Gebärmutterhalskrebs). Um auf gleiche Lebensstandards in ganz Europa hinzuarbeiten, müssen diese Ursachen angegangen werden Dazu bedarf es zuverlässiger Daten und weiterer guterAnalysen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass es hier noch viel zu tun gibt. Wenn aber die neuen EU-Staaten einige Mühen darauf verwenden, das Problem der frühen Todesfälle vor dem 65. Lebensjahr anzugehen, könnten sie die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern um etwa 4 Jahre und die von Frauen um etwa 1,5 Jahre verlängern. Veränderungen des Lebensstils und Präventionsprogramme besitzen damit ein erhebliches Potenzial, um das Gesundheitsgefälle in Europa zu verringern.


 


 


Please note that only the English version is citable as this is the version that has been approved by the author(s). Please cite the PopDigest as: Frosch, Katharina, and Schaar, Katrin (2012): Tackling Europe's Health Divide: A study on the death rate and causes of death reveals large potential for prevention and improved health in the European Union. PopDigest 21. Berlin: Population Europe. Available at: http://population-europe.eu/pop-digest/tackling-europes-health-divide. (Date of Access)


This Population Digest has been published with financial support from the Progress Programme of the European Union in the framework of the project “Supporting a Partnership for Enhancing Europe’s Capacity to Tackle Demographic and Societal Change”.