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„Scheidungsschäden“ auf der Bildungsebene

Kann eine Scheidung der Eltern die Chancen der Kinder, einen Hochschulabschluss zu erreichen beeinflussen? Fabrizio Bernardi und Jonas Radl untersuchten die langfristigen Folgen von Scheidungen auf Bildungsabschlüsse in 14 Staaten (Australien, Belgien, Bulgarien, Estland, Frankreich, Georgien, Italien, Litauen, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Rumänien, Russland und Ungarn), wobei sie einen negativen – wenn auch relativ geringen – Effekt feststellten.
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Los daños causados por el divorcio en la educación
Copyright: Kzenon

Kann eine Scheidung der Eltern die Chancen der Kinder, einen Hochschulabschluss zu erreichen beeinflussen? Fabrizio Bernardi und Jonas Radl untersuchten die langfristigen Folgen von Scheidungen auf Bildungsabschlüsse in 14 Staaten (Australien, Belgien, Bulgarien, Estland, Frankreich, Georgien, Italien, Litauen, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Rumänien, Russland und Ungarn), wobei sie einen negativen – wenn auch relativ geringen – Effekt feststellten.

Scheidungsfolgen im Vergleich

Anhand von Daten aus dem „Generations and Gender Survey“ stellten die Autoren fest, dass die Wahrscheinlichkeit einen Hochschulabschluss zu erreichen für Personen mit geschiedenen Eltern im Schnitt etwa sieben Punkte geringer war als für Personen, deren Eltern nicht geschieden waren. Das entspricht in etwa dem Nachteil, den Männer bei der Erlangung eines Hochschulabschlusses gegenüber Frauen haben. Der Scheidungseffekt ist jedoch wesentlich geringer als der Einfluss des sozioökonomischen Hintergrunds der Eltern. Wie in Abbildung 1 dargestellt, liegt die Wahrscheinlichkeit einen Hochschulabschluss zu erreichen für Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern um 53 Punkte unter der Wahrscheinlichkeit von Kinder von Eltern mit tertiärem Bildungsabschluss und 22 Punkte unter der für Personen, deren Eltern einen Abschluss der Sekundarstufe II aufweisen.

Abbildung 1: Scheidungsbedingter Nachteil im Vergleich

Auswirkungen variieren je nach Bildungsstand der Eltern

Diese Benachteiligung variiert in Abhängigkeit des sozioökonomischen Hintergrunds der Eltern. Abbildung 2 zeigt, dass eine elterliche Scheidung Kindern aus Elternhäusern mit einem hohen Bildungsniveau tendenziell stärker schadet: Die Kluft zwischen Kindern aus intakten und aus Scheidungsfamilien ist größer bei Personen, deren Eltern über eine Hochschulausbildung verfügen, als bei Personen, deren Eltern nur eine Primarbildung aufweisen. Für Kinder aus bildungsfernen Familien sind die Chancen, ein Hochschulstudium zu absolvieren von vornherein eher gering, und eine Scheidung scheint dies nicht weiter zu beeinflussen. Auch Abbildung 2 macht deutlich, dass eine Scheidung die Wahrscheinlichkeit eines tertiären Bildungsabschlusses umso stärker beeinflusst, je höher das Bildungsniveau der Eltern ist.

Abbildung 2: Prognostizierte Wahrscheinlichkeit des Erreichens eines Hochschulabschlusses nach Scheidung der Eltern und Bildung der Eltern

Der Einfluss länderspezifischer Merkmale

Die Folgen einer elterlichen Trennung für die Kinder erwiesen sich als unabhängig von den Scheidungsraten innerhalb der untersuchten Staaten. Bezüglich der Besonderheiten verschiedener Bildungssysteme lassen die Ergebnisse darauf schließen, dass Scheidungen in Staaten, in denen die Auswahl für verschiedene Schultypen in jungen Jahren erfolgt (wie in Deutschland oder Österreich) anscheinend negativere Folgen für Kinder von Müttern mit niedrigem Bildungsstand haben.

 

 

Please note that only the English version is citable as this is the version that has been approved by the author(s). Please cite the Digest as: Vono de Vilhena, Daniela (2014): “Divorce-Damages” On Education: Long-term divorce consequences and the probability of a university degree. FamiliesAndSocieties Digest 6. Berlin: Population Europe. Available at: http://population-europe.eu/pop-digest/divorce-damages-education. (Date of Access)

This Population Digest has been published with financial support from the Progress Programme of the European Union in the framework of the project “Supporting a Partnership for Enhancing Europe’s Capacity to Tackle Demographic and Societal Change”.