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Schätzung von Migrationsströmen

Verbesserung der Schätzverfahren für Migrationsströme

Für die Politik und die Stabilität der Sozialsysteme in Europa ist es von von Bedeutung, die Anzahl der Personen zu kennen, die in europäische Staaten zuwandern oder aus diesen fortziehen.. Die Datenquellen sind jedoch unvollständig, folglich  sind die Vorhersagen von Migrationsströmen unzuverlässig. Um die Größe von Migrationsströmen (sogar nach Alter und Geschlecht) exakt zu beschreiben und vorherzusagen, haben Demografen eine neue Methode für den Umgang mit unvollständigen Daten entwickelt.
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Estimer les flux migratoires
Copyright: Michael Brown - Fotolia.com

Für die Politik und die Stabilität der Sozialsysteme in Europa ist es von von Bedeutung, die Anzahl der Personen zu kennen, die in europäische Staaten zuwandern oder aus diesen fortziehen.. Die Datenquellen sind jedoch unvollständig, folglich  sind die Vorhersagen von Migrationsströmen unzuverlässig. Um die Größe von Migrationsströmen (sogar nach Alter und Geschlecht) exakt zu beschreiben und vorherzusagen, haben Demografen eine neue Methode für den Umgang mit unvollständigen Daten entwickelt.


James Raymer, Joop de Beer und Rob van der Erf haben ein neues Verfahren für die Schätzung der Migrationsströme von 2001 bis 2007 innerhalb aller 31 Staaten in der Europäischen Union (EU) und der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) entwickelt. Über die richtigen Daten zu Migrationsströmen zu verfügen, ist entscheidend, wenn ein Staat beispielsweise erwartet, Zuwanderung könnte bestimmte Probleme lösen, wie das einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung oder der Finanzierung der Rentensysteme. Auch für Politiker, die Integrationsmaßnahmen entwickeln, sind diese Daten unverzichtbar.


 


Schwierigkeiten bei der Erlangung vergleichbarer Daten


Die vorliegenden Daten sind unvollständig und nicht sehr genau. Die europäischen Staaten haben historisch gewachsene Erfassungssysteme, die selten kompatibel sind. Das beginnt schon bei der Frage danach, wer als Migrant zählt. Diesbezüglich verwenden die Staaten unterschiedliche Definitionen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass Staaten unter Umständen recht genaue Daten zu Zuwanderern haben, aber nicht zu Abwanderern, weil Menschen dazu verpflichtet sind, sich bei ihrem Zuzug registrieren zu lassen, nicht aber bei ihrem Fortzug. Zur Verdeutlichung: Im Jahr 2003 zählte Deutschland 9.258 Zuwanderer aus der Tschechischen Republik, während die Tschechische Republik nur 950 Personen meldete, die ihren Staat verließen, um nach Deutschland zu ziehen. Es gibt noch weitere Staaten, deren Daten teilweise oder gänzlich fehlen.


 


Die Puzzlesteine zusammensetzen


Das Europäische Parlament verabschiedete 2007 eine Verordnung zur Harmonisierung der Bevölkerungsdaten der EU-Staaten. Aber die Staaten müssen ihre Datenerfassungssysteme nicht komplett umstellen. Um fehlende Daten zu ergänzen und Vergleichbarkeit zu erreichen, können statistische Verfahren eingesetzt werden. Zur praktischen Umsetzung dieses Verfahrens nutzten die Forscher Daten aus drei Quellen: eine zuvor harmonisierte Herkunft-Ziel-Tabelle zu 19 EU/EFTA-Staaten, eine unvollständige Tabelle mit Angaben zu Alter und Geschlecht sowie zusätzliche Informationen über Migration im Allgemeinen. Um bessere Schätzungen für widersprüchliche Zu- und Abwanderungswerte zu bestimmen, gewichteten sie diese Daten auch: Reichere Staaten sind wahrscheinlich attraktiver für Zuwanderer, während jüngere Kollektive wahrscheinlich mobiler sind als ältere.


 


Neue Erkenntnisse bezüglich Gesamtzahl, Alter und Geschlecht von Migranten


Die Ergebnisse des neuen Schätzverfahrens liefern neue Erkenntnisse hinsichtlich der Bewegung in die EU-/EFTA-Staaten und aus diesen heraus. So liegt etwa die Nettomigration – die Differenz zwischen der Anzahl von Menschen, die in ein Land ziehen, und der Anzahl derer, die von dort fortziehen – beträchtlich unter derjenigen, die das Europäischen Statistische System EUROSTAT angibt. Beispielsweise schätzt das Forscherteam für 2007 eine Nettomigration von 864.000 für die EU-/EFTA-Staaten, während EUROSTAT 2.089.000 meldet.


 



Abbildung 1: Prognostiziertes Gesamtvolumen an Nettomigration in den EU15-Mitgliesstaaten


 


Ein weiteres interessantes Ergebnis zeigt die Schätzung für die Nettomigration nach Geschlecht und Alter. Wie in der Abbildung ersichtlich, gibt es eine große Zahl junger, vorwiegend weiblicher Migranten zwischen 20 und 29 Jahren, die in die fünfzehn älteren Mitgliedsstaaten (EU-15) ziehen.


 



Abbildung 2: Prognostiziertes Gesamtvolumen an Nettomigration in EFTA-Staaten


 


Auch die EFTA-Staaten Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz weisen ein positives Nettomigrationssaldo auf. Im Vergleich zu den EU-15 handelt es sich dort allerdings um 25- bis 59-Jährige, die somit geringfügig älter sind. Außerdem bleiben in den EFTA-Staaten mehr männliche als weibliche Zuwanderer.


Sowohl die EU-15- als auch die EFTA-Staaten weisen ein positives Saldo auf. Demgegenüber zeigten Staaten, die der EU spät (2004 und 2007) beigetreten sind, und die junge Menschen verloren hatten, insgesamt eine negative Nettomigration.


Die Wissenschaftler sind der Auffassung, dass ihre Methodik zutreffendere und besser vergleichbare Schätzungen von Migrationsströmen produziert als die derzeit verfügbaren.


 


 


Please note that only the English version is citable as this is the version that has been approved by the author(s). Please cite the PopDigest as: Schaar, Katrin (2011): Estimating Migration Flows: Improving Estimation Method of Migration Flows. PopDigest 9. Berlin: Population Europe. Available at: http://population-europe.eu/pop-digest/estimating-migration-flows. (Date of Access)


This Population Digest has been published with financial support from the Progress Programme of the European Union in the framework of the project “Supporting a Partnership for Enhancing Europe’s Capacity to Tackle Demographic and Societal Change”.