Skip to main content
Pop digests
Pop Digest

Papa Tage

Die Auswirkungen der Reform zur Förderung der Elternzeit von Vätern in Schweden

Was Geschlechtergleichstellung im Allgemeinen und Elterngeld im Besonderen anbelangt, wird Schweden häufig als Vorbild genannt. Ann-Zofie Duvander (Universität Stockholm) und Mats Johansson (schwedisches Sozialversicherungsamt) untersuchen den Einfluss von drei zwischen 1995 und 2008 in Schweden eingeführten Reformen auf die Aufteilung der Elternzeittage zwischen den Eltern. In Schweden wurde der Erziehungsurlaub mit einkommensabhängigen Leistungen erstmalig im Jahr 1974 eingeführt. In den 1980ern wurde die Dauer der Freistellung auf über ein Jahr ausgeweitet.
Image
Les jours de Papa
Copyright: © paulthomass

Was Geschlechtergleichstellung im Allgemeinen und Elterngeld im Besonderen anbelangt, wird Schweden häufig als Vorbild genannt. Ann-Zofie Duvander (Universität Stockholm) und Mats Johansson (schwedisches Sozialversicherungsamt) untersuchen den Einfluss von drei zwischen 1995 und 2008 in Schweden eingeführten Reformen auf die Aufteilung der Elternzeittage zwischen den Eltern. In Schweden wurde der Erziehungsurlaub mit einkommensabhängigen Leistungen erstmalig im Jahr 1974 eingeführt. In den 1980ern wurde die Dauer der Freistellung auf über ein Jahr ausgeweitet.


 


Drei Reformen zwischen 1995 und 2008


Eine erste Reform, die auf eine geschlechtergerechte Nutzung abzielte, wurde 1995 umgesetzt. Es wurde für jeden Elternteil ein reservierter Monat eingeführt, was hieß, dass dieser Monat verloren ging, wenn er nicht von dem dafür vorbestimmten Elternteil genutzt wurde (sogenannte „Papa- und Mama-Monate“). Eine vergleichbare Reform war ein Jahr zuvor in Norwegen eingeführt worden. Beide galten seinerzeit als radikal.


Im Jahr 2002 kam ein weiterer Monat für jedes Elternteil hinzu. Zusätzlich wurde der allgemeinen Freistellungszeit ein weiterer Monat hinzugefügt, was eine Gesamtfreistellungszeit von 16 Monaten ergab. Dies bedeutete, dass eine Zunahme der Elternzeit für einen Elternteil nicht notwendigerweise dazu führte, dass sich die Freistellung für den anderen verkürzte. Im Jahr 2008 führte Schwedens liberal-konservative Regierung einen Bonus für die Geschlechtergleichstellung ein. Die Reform läuft darauf hinaus, dass Eltern einen umso größeren Bonus erhalten, je mehr sie die Elternzeit zwischen sich aufteilen. Auch wenn diese Reform geschlechtsneutral ist, ermutigt der Bonus Frauen dazu, ihre Freistellung abzukürzen und Männer, ihre zu verlängern da Mütter traditionell mehr Elternzeit in Anspruch nehmen als Väter.


 


Messung der Effekte


Alle drei Reformen sollen Eltern dazu motivieren, die Elternzeit aufzuteilen, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Für politische Entscheidungsträger ist es von großem Interesse, die Wirksamkeit der verschiedenen Reformtypen zu ermitteln. Um die Auswirkungen der drei Reformen auf die Aufteilung der Freistellungen zu messen, analysierten Duvander und Johansson diese zum gleichen Zeitpunkt anhand derselben Auswahl an Stichproben und Kontrollvariablen.



Tabelle 1: Durchschnittliche Anzahl der Tage / Vergleich


 


Tabelle 1 zeigt die durchschnittliche Nutzung der Elternzeittage in den ersten 24 Lebensmonaten des Kindes bei Eltern, deren Kinder direkt vor oder nach den Reformen geboren wurden. Indem in die Stichprobe Eltern einbezogen wurden, deren Kinder direkt vor oder nach der Einführung einer Reform geboren wurden (Kontroll- und Untersuchungsgruppe), eliminieren die Autoren das Risiko, dass manche Eltern ihre Elternschaft an den Reformen ausgerichtet haben könnten. Auf diese Art werden die direkten und kausalen Effekte der Reformen gemessen. Die Ergebnisse zeigen, dass die erste Reform im Jahr 1995 eindeutig den größten Effekt auf die Nutzung sowohl durch Väter wie durch Mütter hatte. Die Nutzung durch Väter nahm von durchschnittlich etwa 25 Tagen vor der Reform auf 35 Tage direkt nach der Reform zu. Im Gegenzug nahm die Nutzung der Freistellung durch Mütter ab. Auch die Einführung des zweiten reservierten Monats ergab einen sichtbaren Effekt auf die Nutzung der Elternzeit durch Väter: im Schnitt eine Zunahme um sieben Tage. Da die Freistellung zu jener Zeit verlängert wird, nimmt auch die Nutzung durch Mütter zu. Im Unterschied hierzu führte der Bonus für Geschlechtergleichstellung allem Anschein nach zu keinen statistisch signifikanten Änderungen bei der Nutzung der Elternzeit durch Mütter oder Väter.


Tabelle 2: Vergleich Mütter / Väter


 


Tabelle 2 zeigt die Prozentsätze von Vätern und Müttern mit Kindern, die direkt vor der Einführung (Kontrollgruppe) oder danach (Untersuchungsgruppe) geboren wurden, mit unterschiedlichen Nutzungsniveaus. Auch hier ist für die erste Reform ein großer Einfluss sichtbar: Die Anzahl der Väter, die Gebrauch von der Elternzeit machten, erhöhte sich dramatisch von zwei Fünftel auf drei Viertel aller Väter. Die Einführung des zweiten Monats erhöhte stattdessen den Prozentsatz der Väter, die circa zwei Monate Freistellung nutzten. Die jüngste Reform hatte jedoch keinerlei direkte Auswirkungen.


 


Von Schweden lernen?


Es scheint, dass die erste Reform mehr Einfluss auf die Nutzung der Freistellung hatte als die beiden späteren Reformen. Der Geschlechtergleichstellungs-Bonus hatte augenscheinlich keine Auswirkungen auf die Nutzung der Elternzeit, wobei es möglich ist, dass er zu kompliziert und nicht transparent genug war. Ausgehend von einem höheren Nutzungsniveau ist es unter Umständen auch schwieriger, die Nutzung der Freistellung durch Väter weiter zu eröhen.


Es gibt jedoch in der schwedischen Gesellschaft einen Trend hin zur Verlängerung der Elternzeit für Väter und zu einer gewissen Verkürzung der Freistellungszeit für Mütter. Also selbst wenn die erwähnten Reformen einen positiven Einfluss auf diesen Trend haben, sind sie nicht der einzige Grund dafür, dass Väter die Freistellung vermehrt nutzen. Vielmehr könnte man die Reformen als Beschleuniger in einem kontinuierlichen Prozess begreifen.


Duvander und Johansson halten es für schwierig, zu bestimmen, ob das schwedische System anderen europäischen Ländern als Modell dienen könnte, da die Ergebnisse aller Wahrscheinlichkeit nach von weiteren Kontextfaktoren abhängen, wie der umfassenden Verfügbarkeit von Kindertagesstätten und dem starken Schutz von Eltern am Arbeitsmarkt.


 


 


Please note that only the English version is citable as this is the version that has been approved by the author(s). Please cite the PopDigest as: Robles, Isabel (2013): Daddy’s Days: The effects of reforms promoting fathers’ parental leave in Sweden. PopDigest 40. Berlin: Population Europe. Available at: http://population-europe.eu/pop-digest/daddys-days. (Date of Access)


This Population Digest has been published with financial support from the Progress Programme of the European Union in the framework of the project “Supporting a Partnership for Enhancing Europe’s Capacity to Tackle Demographic and Societal Change”.