In dieser Studie konzentrieren sich die Forscher auf die soziokulturelle Integration von Zuwanderern in Südeuropa. Sie werteten Umfragedaten der ersten Generation afrikanischer Zuwanderer in Südeuropa aus – Marokkaner und Senegalesen in Spanien sowie Ägypter und Ghanaer in Italien. Im Unterschied zu früheren Studien verfolgt diese Arbeit einen umfassenden Ansatz gegenüber den Determinanten der Integration. Sie richtet dabei ihr Augenmerk sowohl auf Prämigrationsfaktoren wie vorherigen Auslandserfahrungen als auch auf Postmigrationsfaktoren wie den Beschäftigungsstatus. Die Ergebnisse zeigen, dass beide, Prä- und Postmigrationselemente, einen signifikanten Einfluss auf die Integration haben. Die Autoren schlussfolgern, dass Maßnahmen die Integration von Migranten tatsächlich begünstigen oder behindern können.
Nicht Arbeit als solche, sondern die Art der Arbeit zählt
Obwohl häufig als Indikator einer erfolgreichen Integration vermeldet, wurde für den Beschäftigungsstatus kein Einfluss auf die soziokulturelle Integration festgestellt. Mit anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit, integriert zu sein, ist für arbeitende Migranten nicht größer als für ihre stellungslosen Pendants. Den Autoren zufolge könnte dies das Problem der beruflichen Segregation unterstreichen, denn Zuwanderer konzentrieren sich tendenziell in bestimmten Wirtschaftsbereichen, die nur eingeschränkte Möglichkeiten zur Interaktion mit Einheimischen bieten.
Umgekehrt besteht ein positiver und signifikanter Zusammenhang zwischen dem Beschäftigungsstatus und der soziokulturellen Integration. Das heißt, dass Zuwanderer mit angeseheneren Tätigkeiten und Positionen, für die eine hohe Qualifikation erforderlich ist, besser integriert sind als Personen, deren Tätigkeiten einen niedrigeren Status besitzen. Hier besteht vermutlich ein Zusammenhang mit der beruflichen Segregation: Migranten, die Tätigkeiten mit hohem Ansehen ausüben, haben mit größerer Wahrscheinlichkeit Gelegenheiten und Motive für Interaktionen mit Einheimischen als Migranten in Bereichen mit niedrigerem Status, die segregiert sind.
Unterschiede bezüglich Herkunftsland und Geschlecht
Auch die Kultur scheint bei der soziokulturellen Integration von Belang zu sein, denn beide untersuchten Migrantengruppen aus Nordafrika (Marokkaner und Ägypter) zeigten einen höheren Grad an Integration als diejenigen aus Senegal und Ghana. Die Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht ist gleichfalls ein signifikanter Prädiktor der soziokulturellen Integration, wobei die befragten Migrantinnen besser integriert waren als ihre männlichen Pendants. Obwohl häufig angenommen wird, dass weibliche Zuwanderer – vor allem diejenigen aus traditionelleren, patriarchalischen Gesellschaften – eine Tendenz zum privaten Bereich und vermutlich weniger Integrationschancen haben, legen diese Daten das Umgekehrte nahe.
Maßnahmen sollten die Fähigkeiten der Migranten würdigen
Die Ergebnisse dieser Studie liefern auch neue Erkenntnisse dazu, welche Arten von Maßnahmen die Integration von Zuwanderern am meisten begünstigen und welche Maßnahmen sie behindern. Die Autoren ziehen den Schluss, dass restriktive Zuwanderungsrichtlinien, wie diejenigen, die verhindern, dass irreguläre Migranten einen legalen Aufenthaltstitel erlangen, zu einer wachsenden Marginalisierung führen. Sie bremsen Zuwanderer dabei aus, ihr Humankapital in Karrieren umzumünzen, die ihnen dazu verhelfen würden, einen sozialen Aufstieg zu erreichen.
Laut dieser Forschungsarbeit sind Migranten, die die Möglichkeit haben, einen Aufenthaltstitel zu erlangen und einer beruflichen Karriere nachzugehen, zugleich diejenigen, die das größte Maß an soziokultureller Integration aufweisen. Deshalb, so folgern die Autoren, sollten Zuwanderungsrichtlinien bedarfsgesteuert sein und sich das Humankapital der Zuwanderer zunutze machen, etwa durch Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen und Auswahl der Zuwanderer nach ihren Fähigkeiten. Im Rahmen derartiger Maßnahmen werden Prämigrationsfaktoren und -fertigkeiten gewürdigt, während Migranten dazu ermutigt werden und die Gelegenheit erhalten, ihre Fertigkeiten und Karrieren in der Post-Migration weiter zu entwickeln.
Please note that only the English version is citable as this is the version that has been approved by the author(s). Please cite the PopDigest as: Knaust, Katherine (2011): Understanding Integration: The patterns of migrants' lives are more complex than often assumed. PopDigest 11. Berlin: Population Europe. Available at: http://population-europe.eu/pop-digest/understanding-integration. (Date of Access)
This Population Digest has been published with financial support from the Progress Programme of the European Union in the framework of the project “Supporting a Partnership for Enhancing Europe’s Capacity to Tackle Demographic and Societal Change”.