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Bildung für Frauen

Investitionen in Bildung für Frauen können das künftige Bevölkerungswachstum verändern

Das Wachstum der Weltbevölkerung geht mit vielen Herausforderungen in puncto Ernährung, Gesundheit, Energieversorgung und Klimaeffekten einher. Aber die Vorausberechnungen bezüglich der künftigen Weltbevölkerung divergieren stark: Wird es in 40 Jahren neun oder zehn Milliarden Menschen geben? In vier Szenarien zeigen Wolfgang Lutz und Samir KC, inwiefern die Bildung eine wichtige Rolle bei der Verlangsamung des Bevölkerungswachstums in den Entwicklungsländern spielen kann.  
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Educating Women
Copyright: adimas

Das Wachstum der Weltbevölkerung geht mit vielen Herausforderungen in puncto Ernährung, Gesundheit, Energieversorgung und Klimaeffekten einher. Aber die Vorausberechnungen bezüglich der künftigen Weltbevölkerung divergieren stark: Wird es in 40 Jahren neun oder zehn Milliarden Menschen geben? In vier Szenarien zeigen Wolfgang Lutz und Samir KC, inwiefern die Bildung eine wichtige Rolle bei der Verlangsamung des Bevölkerungswachstums in den Entwicklungsländern spielen kann.


 


(Aus-)gebildete Frauen haben weniger, aber gesündere Kinder


Die Wissenschaftler nahmen Entwicklungsländer unter die Lupe und untersuchten, inwiefern Fertilität und Säuglingssterblichkeit durch Bildung für Frauen beeinflusst werden. Tabelle 1zeigt, dass der Einfluss groß ist. In Mali beispielsweise stirbt ein Viertel aller Kinder von Müttern, die über keinerlei Ausbildung verfügen. Demgegenüber beträgt die Sterblichkeit von Kindern, deren Mütter eine Sekundar- oder Hochschulbildung besitzen, nur etwa ein Zehntel. Damit liegt die Rate immer noch auf hohem Niveau, allerdings deutlich unterhalb derjenigen für Frauen ohne Ausbildung. Zudem sinkt die Anzahl der Kinder:


Während in Mali Frauen ohne Ausbildung durchschnittlich sieben Kinder zur Welt bringen, liegt diese Zahl für die besser ausgebildeten Frauen bei etwa vier. In Äthiopien sinkt die Geburtenrate sogar auf zwei Kinder pro Frau. Für gebildete Frauen ist es wahrscheinlicher, dass sie der Lebensqualität ihrer Kinder Wert beimessen, und aufgrund ihres Wissens und ihres Zugangs zu Verhütungsmitteln können sie besser Familienplanung betreiben.


 



Tabelle 1: Einfluss des Bildungsstands von Frauen auf Fertilität und Säuglingssterblichkeit

Mehr Daten finden sich in der Originalarbeit.

 *Kindersterblichkeit von unter 5 Jährigen bezieht sich auf den Zeitraum der vorherigen 10 Jahre


 


Obwohl ein höherer Bildungsstand der Frauen zu einer geringeren Sterblichkeit ihrer Kinder führt, bedeutet das nicht, dass die Bevölkerung insgesamt wächst. Die Abnahme der Kinderzahl gebildeter Frauen gleicht diesen Effekt aus und resultiert in einer Nettoverringerung des Bevölkerungswachstums.


 


Zukunft modellieren


Die Tatsache, dass die Bildung so eine große Rolle beim Bevölkerungswachstum spielt, verschafft Gesellschaften Möglichkeiten, die zukünftigen Entwicklungen zu beeinflussen. Das Forscherteam um Lutz berechnet vier verschiedene Zukunftsszenarien, die sich bezüglich ihrer Annahmen zu Einschulungsraten unterscheiden. Das erste Szenario trägt den Namen „Fast Track“ (FT): Das bedeutet, dass Staaten ihre Schulsysteme so stark und so schnell wie möglich ausbauen. Beispiele hierfür sind Südkorea und Singapur. Das zweite Szenario, der „Global Education Trend“ (GET), ist nicht ganz so ehrgeizig. Für diese Staaten wird angenommen, dass sie das Expansionstempo für ihre schulische Infrastruktur in demselben Maß erhöhen, wie es in der Vergangenheit andere, weiter fortgeschrittene Entwicklungsländer taten. Bei dem Szenario mit dem Namen „Constant Enrolment Rate“ (CER) nehmen die Forscher an, dass die Prozentsätze der Einschulungen konstant bleiben: Weil es mehr Kinder gibt, werden mehr Schulen benötigt, die Einschulungsrate wird aber in etwa dieselbe bleiben. Das am stärksten pessimistische Szenario wird „Constant Enrolment Numbers“ (CEN) genannt. Hierin bleibt die absolute Zahl der Schüler und Schulen dieselbe, bezogen auf die gestiegene Anzahl an Kindern wird die Einschulungsrate also sinken.


 


Ein Blick in die Zukunft


Die verschiedenen Annahmen liefern überraschende Ergebnisse, die in Grafik 1 dargestellt sind. Für einen 40-Jahres-Zeitraum prognostiziert das Fast-Track-Szenario eine Milliarde Menschen weniger als das pessimistische CEN-Szenario. Eine Milliarde – das entspricht der gesamten heutigen Bevölkerung Afrikas oder dreimal derjenigen der USA.


 



 


Abbildung 1: Szenarien für das Wachstum der Weltbevölkerung


 


Es ist recht wahrscheinlich, dass die Auswirkungen sogar noch größer ausfallen werden, insbesondere wenn auch Einflussgrößen auf lokalen Ebenen einbezogen werden: Wenn ein gewisser kritischer Prozentsatz an Frauen weniger Kinder will, können sich die Werte einer Gesellschaft dergestalt ändern, dass es der Mehrheit nicht länger erstrebenswert erscheint, sehr große Familien zu haben. Ist andererseits in einem Staat das Bevölkerungswachstum groß, und lässt sich die Menge an Nahrungsmitteln nicht steigern, können diese Staaten voraussichtlich nicht mehr Schulen errichten. Die Anzahl der Frauen ohne Bildung wird zunehmen und mit dieser die Kinderzahl. All dies sind mögliche Rückkopplungseffekte, die bislang noch nicht in das Modell integriert wurden.


 


Zukunft gestalten


Bildung als starke demografische Einflussgröße zu nutzen, führt zu zuverlässigeren Vorausberechnungen und eröffnet weitere Möglichkeiten, um das Problem der wachsenden Weltbevölkerung anzugehen. Die Implikationen der Forschungen von Lutz liegen auf der Hand: Notwendig sind Investitionen in die (Aus-)Bildung von Frauen sowie ein verbesserter Zugriff auf [Möglichkeiten zur] Familienplanung.


 


 


Please note that only the English version is citable as this is the version that has been approved by the author(s). Please cite the PopDigest as: Schaar, Katrin (2012): Educating Women: Investment in womens education can turn future population growth. PopDigest 23. Berlin: Population Europe. Available at: http://population-europe.eu/pop-digest/educating-women. (Date of Access)


This Population Digest has been published with financial support from the Progress Programme of the European Union in the framework of the project “Supporting a Partnership for Enhancing Europe’s Capacity to Tackle Demographic and Societal Change”.

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