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Alternative Lebensentwürfe

Kinderwunsch zusammenlebender Paare in Europa

Traditionelle Familienmuster verlieren in Europa an Bedeutung. So leben beispielweise immer mehr Menschen zusammen, ohne zu heiraten. Die Gründe für diese Form der Familiengestaltung sind dabei ganz unterschiedlich. In einer aktuellen Studie untersuchen Nicole Hiekel und Teresa Castro-Martin die Frage, ob diese Gründe auch den Kinderwunsch beeinflussen.
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Traditionelle Familienmuster verlieren in Europa an Bedeutung. So leben beispielweise immer mehr Menschen zusammen, ohne zu heiraten. Die Gründe für diese Form der Familiengestaltung sind dabei ganz unterschiedlich. In einer aktuellen Studie untersuchen Nicole Hiekel und Teresa Castro-Martin die Frage, ob diese Gründe auch den Kinderwunsch beeinflussen.


Auf der Grundlage des Generations and Gender Survey mit Daten über 5565 zusammenlebende Personen aus neun europäischen Staaten (Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Litauen, Norwegen, Österreich, Rumänien, Russland und Ungarn) entwickeln die Autorinnen eine Typologie der Kohabitation (Abbildung 1). Diese beruht auf der Unterscheidung, ob die Befragten die Ehe für eine überholte Institution halten, Heiratspläne für die nahe Zukunft bestehen, und die wirtschaftliche Situation der Partner angespannt ist. Darauf aufbauend untersuchen die Autorinnen den Zusammenhang zwischen den Gründen für ein Zusammenleben und einem kurzfristigem Kinderwunsch, wobei Unterschiede zwischen Paaren mit und ohne gemeinsame Kinder berücksichtigt werden als auch mögliche Unterschiede zwischen Ost- und Westeuropa.



Abbildung 1: Art der Kohabitation


 


Die Ergebnisse zeigen, dass der Kinderwunsch zusammenlebender Paare in Europa noch eng mit der Absicht zu heiraten verbunden ist. Dieses Ergebnis lässt vermuten, dass heiraten nicht unbedingt unwichtig für die Familiengründung geworden ist. Auch stützt das Ergebnis frühere Untersuchungen, die zeigen, dass die Absicht zu heiraten, die Bereitschaft zusammenlebender Paare erhöht, in die Beziehung zu investieren, um die Bindung zu stärken. Dabei war der Kinderwunsch bei zusammenlebenden Paare stärker ausgeprägt, wenn sie der Annahme waren, dass ihre Beziehung eine langfristige Perspektive hat, wenn sie nicht das Gefühl hatten, zum Heiraten zu arm zu sein, die Ehe als solches schätzten und insbesondere wenn sie bald heiraten wollten.


Zwischen Ost- und Westeuropa gibt es in Bezug auf das Timing und den Zeitraum von Kohabitation im Lebenslauf deutliche Unterschiede (Tabelle 1). Der Anteil an zusammenlebenden Personen, die ihr Zusammenleben als Phase im Eheschließungsprozess sehen oder trotz negativer Einstellungen gegenüber der Institution der Ehe eine Heirat beabsichtigen, ist in Osteuropa höher als in Westeuropa. Gleichzeitig wird in dieser Region das Zusammenleben seltener als Alternative zur Ehe oder als eine „Ehe auf Probe“ angesehen. Überaschenderweise stellten die Autorinnen jedoch fest, dass sich in Europa der Zusammenhang zwischen der Bedeutung, die dem Zusammenleben zugeschrieben wird und dem Kinderwunsch nicht unterscheidet.



Tabelle 1: Prozentuale Verteilung zusammenlebender Personen ohne (n=3.070) und mit gemeinsamen Kindern  (n= 2.495) in Ost- und Westeuropa nach Art der Kohabitation


 


Schließlich zeigte sich, dass zusammenlebende Paare mit Kindern ihre Partnerschaft häufiger als eine Alternative zur Ehe verstanden (d.h. das Konzept der Ehe ablehnte oder für irrelevant hielten) sowie häufiger zu arm zum Heiraten waren als solche ohne Kinder. Für zusammenlebende Paare mit Kindern spielte auch die Absicht zu Heiraten für den Kinderwunsch eine geringere Bedeutung als für Kinderlose.


 


 


Please note that only the English version is citable as this is the version that has been approved by the author(s). Please cite the Digest as: Vono de Vilhena, Daniela and Robles, Isabel (2014): Versatile Designs Of Life: Fertility Intentions Among Cohabiters Across Europe. FamiliesAndSocieties Digest 7. Berlin: Population Europe. Available at: http://population-europe.eu/pop-digest/versatile-designs-life. (Date of Access)


This Population Digest has been published with financial support from the Progress Programme of the European Union in the framework of the project “Supporting a Partnership for Enhancing Europe’s Capacity to Tackle Demographic and Societal Change”.