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Smartes Wachstum

Ist die demografische Dividende eine Bildungsdividende?

Staaten mit einer großen Erwerbsbevölkerung werden schneller reich als Staaten, in denen diese Gruppe kleiner ist, als die Gruppe der Kinder und Senioren. In einer aktuellen Studie zeigen Jesús Crespo Cuaresma, Wolfgang Lutz und Warren Sanderson, dass dies vor allem auf ein verbessertes Bildungsniveau von jungen Leuten zurückzuführen ist und nicht, wie in früheren Analysen behauptet, auf rückläufige Geburtenraten.  
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Smartes Wachstum
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Staaten mit einer großen Erwerbsbevölkerung werden schneller reich als Staaten, in denen diese Gruppe kleiner ist, als die Gruppe der Kinder und Senioren. In einer aktuellen Studie zeigen Jesús Crespo Cuaresma, Wolfgang Lutz und Warren Sanderson, dass dies vor allem auf ein verbessertes Bildungsniveau von jungen Leuten zurückzuführen ist und nicht, wie in früheren Analysen behauptet, auf rückläufige Geburtenraten.

 

Die demografische Dividende

Die neuen Befunde stellen ein Konzept infrage, das als „demografische Dividende“ bekannt ist: Es bezieht sich auf Veränderungen der Abhängigkeitsquotienten, d. h. die Anzahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter im Verhältnis zu denen, die zu jung oder zu alt zum Arbeiten sind. Nach einem Rückgang der Geburtenraten käme es im Verlauf des demografischen Wandels zu einem vorhersagbaren Zeitraum, in dem es bedeutend mehr Menschen im erwerbsfähigen Alter als Kinder oder Senioren gäbe. Dem Konzept zufolge würde jener Zeitraum das Wirtschaftswachstum in einem Staat vergrößern, da er Nutzen aus seiner demografischen Dividende ziehen könnte. Doch nach Ansicht der Autoren wird bei diesem Konzept der demografischen Dividende der Einfluss der Bildung unterschätzt.

 

Warum Bildung wichtig für wirtschaftliches Wachstum ist

Studien, die die Auswirkungen von Änderungen des altersspezifischen Bildungsniveaus untersuchen, identifizieren Verbesserungen im Bildungsbereich als einen Hauptfaktor für wirtschaftliches Wachstum und künftige Einkommensentwicklungen. Höherwertige Qualifikationen von Arbeitskräften können unmittelbar zu einer höheren Produktivität führen wie auch zu einem schnelleren und besseren Aufgreifen neuer Technologien. Darüber hinaus ist Bildung ein wichtiger Faktor im Hinblick auf die Verbesserung des Gesundheitszustands der Bevölkerung und trägt tendenziell auch zur Qualität des staatlichen Handelns im Allgemeinen bei. Die Studie unterstreicht vor allem, welche Bedeutung der Bildungsstand von Frauen als Schlüsselfaktor – wenn nicht als wichtigster Faktor überhaupt – für den Geburtenrückgang hat, und somit für den abnehmenden Jugendquotienten, der den zentralen Faktor im Argument der demografischen Dividende darstellt. In diesem Sinne wäre Bildung als Hauptauslöser des Geburtenrückgangs zu verstehen, welcher seinerseits die demografische Dividende in Gang setzt.

 

Die Bildungsdividende

Nach der kritischen Durchsicht einiger der zentralen Forschungsarbeiten, die sich auf das Konzept der demografischen Dividende berufen, argumentieren die Autoren, dass Bildung – verstanden als Humankapital – ursprünglich eine wichtige unabhängige Variable war, die aber im Laufe der Zeit nicht ausreichend untersucht wurde. Unter Verwendung verbesserter Daten widerholen sie die statistischen Berechnungen der betrachteten Studien.

Nach der Kontrolle des Umfangs als auch der Zunahme des Humankapitals, stellen sie fest, dass aus statistischer Sicht die Veränderung des Bildungsniveau die eigentliche Ursache für die Auswirkungen der demographischen Dividende sind, die sich in den Daten zeigen.

Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass die historischen Beispiele für positive Auswirkungen der demografischen Dividende, wie die nachhaltigen Einkommenssteigerungsraten zwischen den 1960er und 1990er Jahren in Ostasien, vor dem Hintergrund der Bildungsexpansion zu verstehen sind, die die beobachteten Veränderungen der Altersstruktur begleitete. Insofern handelt es sich bei dem, worin frühere Studien eine Altersstrukturdividende gesehen haben, vor allem um eine Bildungsdividende.

 

Please note that only the English version is citable as this is the version that has been approved by the author(s). Please cite the PopDigest as: Vono de Vilhena, Daniela, and Matthiesen, Sigrun (2014): Smart Growth - Is The Demographic Dividend An Education Dividend?. PopDigest 46. Berlin: Population Europe. Available at: http://population-europe.eu/pop-digest/smart-growth-demographic-dividen…. (Date of Access)

This Population Digest has been published with financial support from the Progress Programme of the European Union in the framework of the project “Supporting a Partnership for Enhancing Europe’s Capacity to Tackle Demographic and Societal Change”.

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