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Papa, seine neue Frau, ihr Baby und ich

Wie Halbgeschwister die schulischen Leistungen von Jugendlichen beeinflussen

Ausdrücke wie „Patchworkfamilie“ klingen neu und modern, doch das Konzept ist alt. Schon immer gab es Kinder, die in sogenannten „Stieffamilie“ aufwuchsen. Was jedoch im Laufe der Zeit einen beträchtlichen Wandel erfuhr, sind die Gründe für derartige Arrangements: Waren sie früher zumeist die Folge des frühen Todes eines Elternteils, werden die Stieffamilien unserer Tage im Allgemeinen nach der Trennung von Eltern gegründet.
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Papa, His New Wife, Their Baby And Me
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Ausdrücke wie „Patchworkfamilie“ klingen neu und modern, doch das Konzept ist alt. Schon immer gab es Kinder, die in sogenannten „Stieffamilie“ aufwuchsen. Was jedoch im Laufe der Zeit einen beträchtlichen Wandel erfuhr, sind die Gründe für derartige Arrangements: Waren sie früher zumeist die Folge des frühen Todes eines Elternteils, werden die Stieffamilien unserer Tage im Allgemeinen nach der Trennung von Eltern gegründet. Die heutigen familiären Arrangements sind daher vielfältig: Zwei Kinder, die in demselben Haushalt leben, haben möglicherweise dieselben Eltern, was sie zu Vollgeschwistern macht. Beide könnten aber auch jeweils das biologische Kind eines Erwachsenen im Haushalt sein, aber nicht desselben, wodurch sie zu Stiefgeschwistern werden. Oder aber eines der Kinder lebt mit seinen beiden biologischen Eltern zusammen, von denen einer ein Elternteil des anderen Kindes ist und einer ein Stiefelternteil, womit die Kinder Halbgeschwister sind.


 


Unterschiedliche Ergebnisse


Es ist jener letztgenannte Familientyp, der vorliegenden Forschungsarbeiten zufolge am problematischsten für das Funktionieren einer Familie und die Leistungen der Kinder zu sein scheint. Doch die Datenlage ist noch unzureichend, und die Schlussfolgerungen, die Untersuchungen zum familiären Funktionieren zusammengesetzter Familien ziehen, sind widersprüchlich. Einige Studien zeigen, dass ein Halbgeschwisterkind die Stiefmutter-Stiefkind-Beziehung negativ und die Stiefvater-Stiefkind-Beziehung positiv beeinflusst. Anderen Ergebnissen zufolge hat die Geburt eines Halbgeschwisterkindes keinerlei negative Auswirkungen auf die Stiefmutter-Stiefkind-Beziehung. Der Grund für diese unterschiedlichen Ergebnisse könnte darin bestehen, dass bis heute nur eine Handvoll Studien veröffentlicht wurden, die die Leistungen von Kindern unter Berücksichtigung der Geschwisterkonstellation analysieren, von denen die meisten auf Daten aus den Vereinigten Staaten beruhen.


Jani Turunen analysiert mit Daten aus schwedischen Verwaltungsregistern die schulischen Leistungen von Jugendlichen, die die Geburt eines Halbgeschwisterkindes erlebt haben. Die Stichprobe umfasst alle biologischen Kinder von Frauen in Schweden, deren Schulpflicht in den Jahren von 1998 bis 2007 endete. Der Autor untersuchte zwei Indikatoren, die mit dem schulischen Erfolg zusammenhängen: Der erste Indikator beruht auf der Zulassung des Kindes zum Besuch der gymnasialen Oberstufe. Das zweite – und differenziertere – Maß ist die Gesamtnote des Kindes (Tabelle 1).



Tabelle 1: Bildungsniveau nach Geschlecht des Kindes und Familienstruktur


 


Die Ergebnisse weisen in dieselbe Richtung wie frühere Untersuchungen: Kinder mit jüngeren Halbgeschwistern haben geringere schulische Leistungen als Kinder aus anderen familiären Konstellationen. Ein Zusammenhang zur Familienstruktur besteht sowohl für die Zulassung der Jugendlichen zum Besuch der gymnasialen Oberstufe wie auch für die Gesamtnote. Das Leben in einer Familie mit Halbgeschwistern scheint in einem negativen Zusammenhang mit guten Prüfungsergebnissen zu stehen, selbst wenn solche Effekte berücksichtigt werden, die möglicherweise auf die Trennung der biologischen Eltern zurückzuführen sind. Dies deutet darauf hin, dass die zusätzliche Komplexität möglicherweise zusätzlichen Stress für das Leben des Jugendlichen bedeutet oder ganz allgemein den Zugang zu elterlichen Ressourcen und die Sozialisation beeinflusst.


Die Prüfungsergebnisse werden unterschiedlich beeinflusst, und zwar in Abhängigkeit von der Anzahl und dem Alter der Halbgeschwister, und je nachdem, ob diese die leiblichen Kinder einer Stiefmutter oder eines Stiefvaters sind. Diese Effekte sind jedoch nicht groß genug, um zu Unterschieden in Bezug auf das Versagen in der neunten Klasse zu führen. Während Jungen und Mädchen im selben Ausmaß von der Trennung der Eltern beeinflusst werden, erleben Mädchen durch die Geburt eines Halbgeschwisterkindes in einer Nachtrennungsfamilie mehr Stress. Doch auch diese geschlechtsbezogenen Unterschiede sind sehr gering.


Die Befunde stützen frühere Ergebnisse, indem sie belegen, dass Kinder und Jugendliche in den nordischen Ländern scheinbar gleichermaßen von Änderungen der Familienstruktur beeinflusst werden wie Kinder in den Vereinigten Staaten – unabhängig von einem völlig anderen sozialstaatlichen Kontext. Das absolute Niveau der ökonomischen Probleme kann das geringere Wohlergehen von Kindern in Nachtrennungsfamilien nicht erklären.


 


 


Please note that only the English version is citable as this is the version that has been approved by the author(s). Please cite the Digest as: Vono de Vilhena, Daniela and Matthiesen, Sigrun (2014): Papa, His New Wife, Their Baby And Me: How half-siblings affect adolescent educational outcomes. FamiliesAndSocieties Digest 12. Berlin: Population Europe. Available at: http://population-europe.eu/pop-digest/papa-his-new-wife-their-baby-and…. (Date of Access)


This Population Digest has been published with financial support from the Progress Programme of the European Union in the framework of the project “Supporting a Partnership for Enhancing Europe’s Capacity to Tackle Demographic and Societal Change”.

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